Das Jahr 2010 – ein Jahr der Extreme -
Das Jahr hat begonnen in der wohl schlimmsten und weitreichendsten Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Unsicherheit zu Beginn des Jahres war bei allen spürbar. Die Entwicklung des Goldpreises drückt diese Unsicherheit am besten aus. Bis Herbst 2010 stieg der Preis in ungeahnte Höhe. Seit November fällt er allerdings kontinuierlich. Auch dies ist ein weiteres Signal für die sich bessernde Stimmung in Deutschland und in der Weltwirtschaft.
Am Jahresende steht ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes in Deutschland von 3,6 %. Soviel wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Der produzierende Bereich erreicht bereits wieder die Auslastungszahlen der Jahre 2007 und 2008. Insbesondere die Automobilbranche boomt wie lange nicht. Wurde noch vor einigen Monaten das Ende der deutschen Technologieführerschaft in diesem Bereich vorhergesagt, sind es jetzt gerade die deutschen Autobauer, die von dem Boom profitieren.
Aktuelle Umfragen belegen, dass die Risiken der künftigen Entwicklung wieder in ganz anderen Bereichen gesehen werden als zu Beginn des Jahres 2010. Die Bürokratie und der Fachkräftemangel sind die meist genannten Themen. Bereits im Sommer 2010 hat der Wirtschaftsweise Prof. Sinn von Partylaune in der deutschen Wirtschaft gesprochen. Und wir alle fragen uns: Ist alles wieder gut?
Die Probleme im Finanzsektor sind unverändert. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Schwächen nur erkennbar werden lassen. Strukturell hat sich aber weder etwas an der Finanzierung privater Haushalte oder von privaten Unternehmen und der öffentlichen Hand etwas geändert. Die Notenbanken haben weltweit die Geldmenge drastisch erhöht. Die EZB ist da im Vergleich zur amerikanischen FED fast noch bescheiden gewesen. Aber nur der Glaube der Finanzmärkte in die Solidität von Staatsfinanzen ermöglicht diese weltweite Ausdehnung der Geldmenge und damit die Finanzierung des Wachstums. Im Euro-Raum ist man offenbar schon bereit den letzt möglichen Schritt zu gehen und einen betragsmäßig unbegrenzten Rettungsschirm zu kreieren. Die bisherigen 750 Mrd. € könnten bereits in Kürze nicht mehr ausreichen um Angriffe auf größere Euro-Länder wie Portugal, Spanien oder Italien abzuwehren. Diese Unsicherheit im Finanzsektor wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen.
Der wachsende Welthandel ist die eigentliche Komponente die insbesondere Deutschland mittelfristig eine positive Entwicklung vorhersagt. Deutsche Produkte werden im Ausland immer häufiger gekauft. Neben dem EURO-Raum haben die BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) eine große Bedeutung gewonnen. In diesen Ländern ist auch in den nächsten Jahren mit überproportionalen BIP-Steigerungsraten zu rechnen. Im Sog dieser Entwicklung wird sich insbesondere Deutschland positiv entwickeln. Als wirtschaftlicher Motor in der EU kann dabei Deutschland einen wichtigen Beitrag für die gesamte EU liefern.
Und wie im Jahr 2006 hat die Fußball-WM auch im Jahr 2010 einen wichtigen Beitrag zur Stimmungsverbesserung beigetragen. Im Jahr 2010 haben wir nicht als freundliche Gastgeber begeistert, sondern mit der tollen Leistung einer jungen deutschen Mannschaft, die wie keine andere Nationalmannschaft vor ihr, den Teamgeist als Erfolgsfaktor verkörpert. Die alte Weisheit: “elf Freunde müsst ihr sein” hat sich absolut bestätigt. In diesem Umfeld sind überdurchschnittliche Leistungen möglich. Wer außergewöhnliche Erfolge erreichen will, muss die richtigen Menschen zusammenbringen und von einem gemeinsamen Ziel überzeugen. Dies gilt im sportlichen wie im beruflichen Umfeld.
Die Dynamik und Instabilität der Weltwirtschaft schafft ungeahnte Möglichkeiten bestehende Marktstrukturen aufzubrechen. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen haben die Möglichkeit bisher ungeahnte Marktpotentiale zu erschließen. Kooperationen in den unterschiedlichsten Bereichen können auch mittelständischen Unternehmen neues Entwicklungspotential verschaffen. Wir befinden uns bereits mitten in dem Zeitalter der Kooperationen und des Networkings. Dabei geht es nicht darum möglichst viele Freunde in Social Networks zu sammeln, sondern mit anderen gemeinsam neue Lösungskonzepte für die Märkte zu entwickeln, die einer alleine nie anbieten könnte.
Die Unsicherheit in den Märkten ist in vielen Bereichen gewichen. Dennoch bin ich nicht minder gespannt, wo wir Ende 2011 stehen und welche Entwicklungen die herausragenden waren.